Appartmenthaus Grossohof

Die Baublöcke entlang der Ursulinenstraße im Zentrum
von Saarbrücken haben Höfe und Gartenhäuser, die
rückwärtig an den Bahndamm grenzen, auf dem die Gleise zum
Hauptbahnhof entlang führen. Als in der Nachkriegszeit die Automobilisierung
einsetzte und Platz für Garagen nötig wurde, wurden
einige der Höfe mit Garagen unterbaut.
Auf dem Untergeschoss als Appartementhaus in Saarbrücken, 2021
Holzbau in der Stadt oder: Am Bahndamm bisheriger Zeitschriften-Packraum
des Grosso-Hauses von 1955 wurde ein Wohnhaus aus Holz nach
Abbruch des bisherigen Lagergebäudes gebaut, das städtebaulich
wie architektonisch das Zeug dazu hat, ein Zeichen einer neuen
Zeit zu sein: Nicht nur im OEuvre des Architektens, sondern auch
in der Gesellschaft als solcher. Denn das Bauen im Bestand, die
Stadt der kurzen Wege, die Wiederentdeckung von Holz als tragendem
Baumaterial auch für den Geschosswohnungsbau, das sind
Themen, die angesichts der Klimadiskussion in das Zentrum der
politischen und gesellschaftlichen Debatte gerückt sind.

Der Holzrahmenbau besteht aus tragenden und aussteifenden
Decken, Innen- und Außenwänden sowie Dach. Der Entwurf zeigt,
dass beim Wohnungsbau in Holz die Erfüllung der Brand-, Schallund
Wärmeschutzanforderungen – auch wirtschaftlich – möglich
ist. Auch wenn drei der vier Außenwände als Grenzbebauung
fast geschlossen zu halten waren, haben die Wohnungen durch die
großen Fenster nach Süden genug Tageslicht. 

Das Haus in der Ursulinenstraße zeigt auch, dass
Nach-Verdichtung innerstädtischer Grundstücke ist aufgrund
der bereits bestehenden Erschließung und Ver- und Entsorgung
sowie des städtebaulichen Rahmens genehmigungsfähig und
umsetzbar, auch wenn die Baulogistik wegen enger Straßen und
hoher Häuser oft anspruchsvoll ist. Die Neubaumieten gleichen
das »bezahlbare Mietniveau« des Vorderhauses zur Gewährleistung
einer langfristigen Wirtschaftlichkeit aus.

Autor: Ulf Meyer